Der für die Skelettszintigraphie verwendete Tracer Tc99mHDP ermöglicht eine bildliche Darstellung des Knochenstoffwechsels.
Erkrankungen mit vermehrtem Knochenstoffwechsel wie Entzündungen, Tumore und Metastasen sowie auch beginnende Heilungsprozesse bei Frakturen speichern den Tracer vermehrt und werden dadurch sichtbar.
Gerätetechnisch kommt unsere SPECT-CT-Kamera zum Einsatz, welche durch die CT-Einheit eine exakte Lokalisation der nuklearmedizinisch auffälligen Befunde im Skelettsystem ermöglicht.
Mögliche Krankheitsbilder
Arthrosen
Mit Arthrosen werden chronisch entzündliche Gelenkentzündungen bezeichnet.
Dabei kann es sich sowohl um Arthrose der großen Gelenke wie z.B. Schulter-, Hüft- und Kniegelenke als auch um Arthrosen der kleinen Gelenke wie z.B. Finger- und Zehengelenke handeln.
Die vermehrte Aktivitätsanreicherung des Tracers Tc99mHDP auf den skelettszintigraphischen Spätbildern stellt alle Arthrosen im gesamten Skelettsystem dar.
Arthritis
Mit Arthritis werden akut entzündliche Gelenkentzündungen bezeichnet.
Es kann sich dabei um akut aktivierte Arthrosen, um Gelenkentzündungen rheumatischer Ursache oder auch um Gicht handeln.
Neben der vermehrten Aktivitätsanreicherung des Tracers Tc99mHDP auf den skelettszintigraphischen Spätbildern ist für die Diagnose einer Arthritis eine zusätzliche Aktivitätsanreicherung auf den szintigraphischen Frühaufnahmen des Skelettszintigrammes ausschlaggebend.
In der Frühphase, welche sofort nach intravenöser Applikation des Tracers beginnt, wird die vermehrte Durchblutung in den entzündlichen Gelenken sichtbar gemacht.
Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule
Durch Entzündungen an den kleinen Wirbelgelenken entstehen Arthrosen im Bereich der Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule.
Gleichzeitig können sich degenerativ bedingte Knochenwucherungen bilden, welche schmerzhafte Beschwerden durch Druck auf die Nervenaustrittswurzeln verursachen.
Durch den Tracer Tc99mHDP werden sowohl die entzündlichen als auch degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule sichtbar.
Versteckte Frakturen
Heilungsprozesse bei Frakturen werden durch eine vermehrte Durchblutung und einen vermehrten Knochenstoffwechsel begleitet.
Dadurch werden Frakturen im Skelettszintigramm nach Applikation des Tracers Tc99mHDP sichtbar.
Manche Frakturen, welche nicht durch eine Fehlstellung des Knochens im Röntgenbild auffallen, können röntgenologisch erst nach ca. 10 Tagen durch "Kallusbildung" sichtbar werden.
Die vermehrte Durchblutung sowie der vermehrte Knochenstoffwechsel des Frakturbereiches werden im Skelettszintigramm bereits am 2. Tag nach der Fraktur sichtbar.
Dadurch wird frühzeitig die Diagnose einer Knochenfissur sowie einer Knochenfraktur ohne nachweisbare Fehlstellung z.B. im Bereich der Rippen oder der Handwurzeln ermöglicht, so dass die Therapie früher einsetzen kann.
Sudeck-Erkrankungen nach Frakturen
Als Folge der Ruhigstellung eines Gliedmaßes nach Fraktur kann es in seltenen Fällen zu einer stark schmerzhaften entzündlichen Reaktion in der Umgebung der zwischenzeitlich ausgeheilten Fraktur kommen.
Dabei handelt es sich nicht um eine Entzündung durch einen Erreger, sondern um eine Reaktion im Haut- und Knochenbereich, welche durch eine örtliche Nervenerkrankung bedingt ist.
Dadurch kommt es zu einer diffus vermehrten Knochenstoffwechselaktivität, welche nach Applikation des Tracers Tc99mHDP skelettszintigraphisch ein typisches Aktivitätsverteilungsmuster zeigt.
Lockerung von Endoprothesen der Gelenke
Länger andauernde Beschwerden nach Implantation eines Ersatzgelenkes (Endoprothese) an Hüften oder Knien sowie neu auftretende Beschwerden nach früherer Implantation können auf eine Lockerung der Endoprothese hindeuten.
Dabei kommt es zu einer entzündlichen Gewebsreaktion in den umgebenden Skelettanteilen, welche sowohl eine vermehrte Durchblutung als auch einen vermehrten Knochenstoffwechsel hervorruft.
Beides wird durch Früh- und Spätaufnahmen nach intravenöser Applikation des Tracers Tc99mHDP skelettszintigraphisch sichtbar.
Auf den in SPECT-CT-Technik durchgeführten Aufnahmen können die entzündlich veränderten Skelettareale exakt den jeweiligen Umgebungsanteilen der Endoprothese zugeordnet werden.
Eitrige Knochenentzündungen
Nach offenen knöchernen Verletzungen sowie durch den Transport über die Blutbahn können Eitererreger in den Knochen gelangen (Osteomyelitis).
Die chirurgische Therapie besteht aus einer Öffnung des Eiterherdes. Zur präoperativen Diagnostik sowie zur Verlaufskontrolle und Beurteilung des Heilungsprozesses liefert die Skelettszintigraphie nach Applikation des Tracers Tc99mHDP exakte Bilder über Ort und Ausdehnung des Krankheitsherdes.
Durch die SPECT-CT-Technik der Aufnahmen wird eine exakte Zuordnung zu den betroffenen Skelettanteilen möglich.
Auch die Dokumentation der Ausheilung des kranken Skelettanteiles, welche für die Einleitung der therapeutischen Belastungsmaßnahmen der Knochen und Gelenke erforderlich ist, erfolgt durch die Skelettszintigraphie.
Skelettmetastasen
Fast alle Tumore und insbesondere Brust-, Lungen-, Prostata- und Darmkarzinome können zu ausgedehnten metastatischen Absiedlungen im Skelettsystem führen.
Für die therapeutischen Maßnahmen ist es äußerst wichtig, möglichst frühzeitig einzelne Skelettmetastasen zu erfassen, bevor es zu einer diffusen und multiplen Aussaat der Metastasen in das Skelettsystem kommt.
Auch kleinste Skelettmetastasen führen bereits zu einer umschrieben vermehrten Knochenstoffwechselvermehrung, welche nach Applikation des Tracers Tc99mHDP skelettszintigraphisch erfasst wird.
Die Aufnahme-Technik mit Hilfe der SPECT-CT-Kamera erlaubt zunächst eine Ganzkörperaufnahme des gesamten Skelettsystems in einem Bild.
Finden sich hier metastasenverdächtige Bezirke werden speziell in dieser Region dreidimensionale Schnittbilder fusioniert aus den nuklearmedizinischen Bildern und CT-Aufnahmen erstellt.
Dadurch können sehr frühzeitig einzelne, kleine Skelettmetastasen diagnostiziert und einer speziellen Therapie zugeführt werden.